Neue Notfallbegleiter im Saarland ausgebildet.

(der folgende Text entspricht der erweiterten Fassung einer Pressemitteilung, aus dem August 2010.)

Notfallseelsorge und Krisenintervention in den Landkreisen erhält Unterstützung durch sechs Notfallbegleiter.

Wenn es nachts an der Haustür klingelt und zwei Polizisten davor stehen, erschrickt jeder, der öffnet. „Wir müssen dringend mit Ihnen reden. Wir haben auch einen Notfallseelsorger mitgebracht.“, dann wird zum ersten Mal die Person in der lila Jacke wahrgenommen.

Notfallseelsorger begleiten Polizisten bei der Überbringung von schlimmen Nachrichten und unterstützen Menschen nach einem schrecklichen Ereignis. Plötzliche Todesfälle, Verkehrsunfälle oder Verbrechen sind Ereignisse, die den Alltag aufwühlen und Betroffene oder Angehörige aus der Bahn werfen können. In diesen Situationen braucht es Menschen, die helfen, wieder Boden unter die Füße zu bekommen, die Halt geben können und verhindern, dass jemand „verrückt“ wird.

Mitarbeiter für diesen ehrenamtlichen Dienst brauchen eine spezielle Ausbildung. Anfänglich waren es überwiegend Pfarrer, Diakone und andere Seelsorger, die sich in der Notfallseelsorge engagierten. Doch heute sind es immer weniger kirchliche Mitarbeiter, die in der Lage sind diese zusätzliche Aufgabe zu übernehmen. Deshalb muss die wichtige Arbeit der psycho-sozialen und seelsorgerischen Unterstützung auch von Nicht-Theologen übernommen werden. Die Notfallseelsorge und Krisenintervention im Saarland e.V. (NKS) gewinnt ihre Mitarbeiter aus dem Raum der Kirchen, der Rettungsdienste, der Hilfsorganisationen und der Feuerwehren. Die Mitarbeiter müssen selbst belastbar sein und sich auf die verschiedensten Situationen und Menschen einstellen können. Wichtig sind ein gutes Einfühlungsvermögen, das Zuhören-können und Verschwiegenheit.

Im Ausbildungsjahr 2010/2011 haben 6 Personen, die aus den Bereichen Feuerwehr, Rettungsdienst, Sozialarbeit und Kirche kommen, mit der Ausbildung zur PSNV-Fachkraft begonnen (PSNV= Psychosoziale Notfallversorgung, neuer Terminus, der alle Bereiche der Notfallseelsorge, Krisenintervention, Notfallnachsorge und Notfallpsychologie umfasst). Die Bewerber mussten im Vorfeld einen persönlichen Bewerbungsbogen ausfüllen. Danach wurde im Landkreis ein Gespräch mit der zukünftigen Einsatzgruppe geführt. Anschließend stand noch ein Gespräch mit dem Vorstand der NKS und mit der Ausbildungsleitung an. Durch dieses Bewerbungsverfahren sollen die Motivation und die Eignung der Bewerber überprüft werden. Im Mai startete der erste Abschnitt mit der Basisausbildung.

Die gesamte Ausbildung findet in den Räumen der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes statt. Der Rektor der Hochschule, Prof. Dr. Wolfgang Cornetz, stellte die Räumlichkeiten kostenfrei zur Verfügung. Die technische Ausstattung des Lehrsaals ermöglicht eine multimediale Präsentation der Unterrichtsmaterialen und das Arbeiten in Kleingruppen.

Die Ausbildung gliedert sich in drei Wochenenden für die Grundausbildung und sechs Wochenenden für die Aufbauausbildung. Wichtige Elemente sind neben der Wissensvermittlung und den Übungen, auch Aspekte der Selbsterfahrung und der persönlichen Auseinandersetzung mit den möglichen Einsatzszenarien u.a. in Rollenspielen. Die angehenden Mitarbeiter der Notfallseelsorge und Krisenintervention im Saarland erhalten eine qualifizierte und fundierte Ausbildung. Als Dozenten wirken besonders qualifizierte Mitglieder der Einsatzgruppen aus den verschiedenen Landkreisen mit. Ausbildungsleiter ist Dipl. Psych. Christoph Fleck, Saarbrücken, der auch maßgeblich die Erstellung und Fortschreibung der Ausbildungsordnung vorangetrieben hat.

Die Grundausbildung wurde mit der Ernennung zum „Notfallbegleiter“ abgeschlossen. Pfr. Hans-Lothar Hölscher, Quierschied (1. Vors. NKS) beglückwünschte Anfang Juni die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und überreichte ihnen die Ernennungsurkunde zum „Notfallbegleiter“. In den nächsten Wochen werden sie in ihren Landkreisen erste Einsatzerfahrungen sammeln, dazu erhielten sie eine Überwurfweste in violett, die sie für andere Einsatzkräfte erkennbar macht. Zur Grundausstattung gehört auch ein kleines Büchlein „Wenn die Not die Worte verschlingt“, in dem u.a. Gebete und Rituale zu finden sind, um Angehörige bei einer Verabschiedung angemessen unterstützen zu können.

Die Ausbildung endet im Februar 2011 mit einer Abschlussprüfung, der Ernennung zur „PSNV-Fachkraft“ (Notfallseelsorger) und der offiziellen Aufnahme in die Einsatzgruppe des Landkreises. Wenn die Teilnehmer der Ausbildung sich selbst als qualifiziert und geeignet einstufen und von der Ausbildungsleitung sowie den Einsatzgruppenleitern „grünes Licht“ bekommen, stehen sie vielleicht demnächst selbst vor einer Haustür und werden von den Polizisten als Notfallseelsorger vorgestellt.

Notfallbegleiter / PSU-Helfer bei einer Übung, im Behandlungszelt.

Veröffentlichungshinweise:

http://www.wochenspiegelonline.de/content/nachrichten/gemeinden/article/neue-notfallbegleiter/

http://www.wochenspiegelonline.de/content/nachrichten/saarland/article/neue-notfallbegleiter/

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